Ich feiere gerne Anlässe. Es ist ein Weg, um sich das Verstreichen der Zeit bewusst zu machen; ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mir ist es ein wenig unheimlich, wie die Zeit immer schneller vergeht, je älter ich werde. Ich möchte jeden Monat, jedes Jahr ehren, und daher begehe ich sie mit kleinen Ritualen. Das Ritual zum Jahresende ist das größte und wichtigste davon.

Vor ein paar Jahren teilte ich mein Ritual zum Jahresende in einem Video (auf Englisch), das du hier ansehen kannst. Wenn dir eine schriftliche - und deutsche! - Anleitung lieber ist, dann ist dieser Artikel hier für dich gedacht. Vielleicht inspiriert er dich ja dazu, dein eigenes kleines Ritual abzuhalten.

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Was ich das Jahr über mache - und warum

Das Leben im 21. Jahrhundert ist stark fragmentiert. Wir rennen herum und erfüllen die Rollen von 10 verschiedenen Menschen - zumindest wären es vor 100 Jahren 10 verschiedene gewesen (oder vielleicht eher 5, denn die Hälfte unserer heutigen Tätigkeiten gab es damals noch gar nicht). In all der Hektik verliert man leicht die wirklich wichtigen Dinge aus dem Blick.

Heutzutage ist die größte Lebenskompetenz, sich nicht von all dem Lärm ablenken zu lassen, den Smartphone-Benachrichtigungen, ankommenden Chats, E-Mails und den Medien. Es ist schwierig, sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren, wenn sich alle fünf Minuten etwas anderes, scheinbar Wichtiges in den Vordergrund unseres Bewusstseins drängt.

Darum schreibe ich alle meine Rituale in meinen Online-Kalender, mit Benachrichtigungen (und die lasse ich mein Handy auch anzeigen, während die ganzen Messenger stumm geschaltet sind).

Jedes Jahr setze ich mir Ziele. Ungefähr am 1. jeden Monats überprüfe ich meine Fortschritte. Am Anfang jedes Quartals folgt eine etwas ausführlichere Überprüfung, bei der ich Ziele streiche oder hinzufüge und meine Fortschritte insgesamt evaluiere.

Das Ritual: Vorbereitung

Bei meinem jährlichen Ritual, das dazu dient, das Jahr abzuschließen und mich auf das neue vorzubereiten, gebe ich mir ein wenig mehr Mühe. Im Grunde kannst du es dir wie eine Einpersonenparty mit allem Drum und Dran vorstellen.

Der wichtigste Teil der Vorbereitungen sind meine Notizen aus dem gesamten Jahr, von den monatlichen und vierteljährlichen Überprüfungen, die ich oben erwähnte. Viele schreiben sie in hübsche Notizbücher, aber ich bin schon seit Jahren papierlos, also speichere ich sie in weniger hübschen, aber praktischen Word-Dokumenten.

Wenn du gerade erst anfängst und noch keine Notizen aus diesem Jahr hast, macht das nichts, denn das Ritual kannst du natürlich trotzdem machen. Mach einfach den Rest der Vorbereitungen - und dabei geht es vor allem darum, alles gemütlich und festlich zu gestalten.

Zünde ein paar Kerzen an, brenne Räucherstäbchen ab, hol dir Tee und Weihnachtsplätzchen und leg deine Lieblingsmusik auf. Kuschel dich ein mit einer Decke oder deiner Katze - oder beidem - und los geht’s.

Falls du dich fragst, was die beste Zeit für das Ritual ist: Im Idealfall machst du es an einem der letzten Tage des Jahres. Ich peile meistens den 30. oder 31. an. Wenn du an diesen Tagen aber keine Zeit hast, tut es auch jeder andere Tag im Dezember (oder sogar Januar).

Das Ritual: Das Schlechte

Schritt 1 ist, dir sämtliche Notizen des Jahres anzusehen - wiederum, falls du Notizen hast. Achte darauf, was gut gelaufen ist und was nicht nach Plan ging. Gab es Überraschungen? Wenn ja, dann auf welche Weise? Denk zurück und mach dir das vergangene Jahr bewusst.

In Schritt 2 fängst du an, das alles zu ordnen. Schreib auf einem neuen Stück Papier alles auf, was 2023 nicht so gut gelaufen ist. Füge hinzu, was du loslassen und im Jahr 2023 zurücklassen willst. Nimm dir so viel Zeit wie nötig. Wenn nötig, durchlebe noch einmal die damit verbundenen Emotionen. Tränen sind in Ordnung.

Wenn du bereit bist, das alles loszulassen, zerreiße das Papier und verbrenne es. Zünde aber bitte nicht das Haus an! Wenn du keinen Kamin hast, eignet sich oft das Abwaschbecken für solche Zwecke.

Das Ritual: Das Gute

Die Sache mit positiven Ereignissen ist, dass sie ganz schnell zur neuen Norm werden. Daher ist es nützlich, dich regelmäßig bewusst an sie zu erinnern und die dazu gehörigen Emotionen zu spüren.

Als Schritt 3 schreibst du also die guten Dinge aus dem Jahr 2023 auf. Denk an alles, wofür du dankbar bist. Denk an die Menschen, die du liebst, Familie, alte und neue Freunde, Haustiere … Denk an deine Leidenschaften und alles, was dir sonst noch Freude macht. Schreib alles auf.

Füge auch besondere Ereignisse hinzu, die 2023 stattgefunden haben; einfach alles, was dich glücklich gemacht hat. Denk an deine Erfolge und Errungenschaften. Und wenn du alles aufgeschrieben hast, lies es dir noch einmal durch und spüre so richtig all das Glück und die Dankbarkeit, die du mit diesen Ereignissen verbindest. Lass durch dein gesamtes Wesen Liebe fließen.

Das Ritual: Das Neue Jahr vorbereiten

Jetzt ist es Zeit, 2024 vorzubereiten, was der vierte und letzte Schritt ist. Lass dich von der Liste der positiven Ereignisse 2023 inspirieren, füge deine Zukunftspläne und -träume hinzu, rühr kräftig um und schmecke es mit einer Prise Freude ab. Schreib auch das alles auf.

Dann verwandelst du diese unstrukturierten Ideen in Ziele in den Hauptbereichen des Lebens: Gesundheit, Finanzen, Arbeit/Geschäft, Beziehungen, Spiritualität, Leidenschaften. Schreib jedes Ziel auf und füge eine Deadline hinzu. Bei großen Zielen ist es hilfreich, sie in kleinere Etappenziele aufzuteilen, die alle ihre eigene Deadline haben. Frag dich, woran du es festmachst, das ein Ziel erreicht ist.

Beispiele:

• Kategorie “Gesundheit”, Ziel “Fit werden”, festgemacht an: “Wenn ich 5 km joggen kann”.

• Kategorie “Arbeit”, Ziel “3-6 Monate Karriere-Coaching”, festgemacht an: “Bis Ende März 2024 bei einem Karriere-Coach angemeldet”.

Diese Liste von Zielen ist deine Grundlage für die monatlichen und vierteljährlichen Überprüfungen, die du von jetzt an durchführst. Schreib dir den nächsten Termin in den Kalender und halt deine Liste bereit. Sie ist nicht in Stein gemeißelt; du kannst und wirst manche Ziele streichen, andere hinzufügen und mit der Zeit mehr und mehr davon abhaken.

Jetzt geh feiern (okay, das könnte der inoffizielle fünfte Schritt sein)! Trink ein Glas was-immer-du-magst - oder noch eine Tasse Tee - und trinke auf das alte und neue Jahr. Tanze, rede mit deiner besten Freundin, belohne dich. 2024 wird herrlich werden.