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Warum bist du nicht unverschämt glücklich?

Bitte nimm dir einen Moment, um in dich hineinzuhören. Ich weiß, das ist ungewöhnlich, und anfangs kommt vielleicht auch gar nichts dabei heraus, aber versuch dranzubleiben: Atme tief durch und frag dich, wie glücklich oder unglücklich du jetzt gerade bist, in diesem Augenblick, ohne groß darüber nachzudenken. Hier geht es ums Gefühl.

Wie lautete deine Antwort? War es eine 5-Sterne-Rezension oder eher so la la? Die Wahrheit ist, dass ein Großteil der Menschen die meiste Zeit über nicht unverschämt glücklich sind. Natürlich sind wir auch nicht gerade unglücklich. Aber wäre es nicht schön, wenn wir sozusagen unser Glücksempfinden aufdrehen könnten?

Sehen wir uns das mal genauer an.
 
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Warum wir uns “so la la” fühlen

Auf den ersten Blick ergibt es nicht viel Sinn. Mal abgesehen von ernsthaften körperlichen oder psychischen Erkrankungen, an denen manche Menschen leiden und die einem schon gründlich die Stimmung vermiesen können, leben die meisten von uns ein Leben, von dem unsere Vorfahren geträumt hätten – wenn sie sich das überhaupt hätten vorstellen können.

Wir haben ein Zuhause und Komfort. Unsere Essensvorräte sind so reichhaltig, dass wir uns nie darüber Sorgen machen müssen, wir könnten hungern. Wir haben Familien und Freunde, die wir lieben und die uns lieben. In puncto Freizeit haben wir mehr Auswahl an erfüllenden Hobbies und Sportarten als jede Generation vor uns.

Wir leben wie Gott in Frankreich. Eigentlich sollten wir den ganzen Tag lang Freudensprünge machen, oder?

Warum machen wir das dann nicht?

Dafür gibt es viele Gründe; ich werde aber nur die häufigsten nennen.
 

#1: Negative Voreingenommenheit

Der erste Grund ist unsere angeborene, instinktive negative Voreingenommenheit. Kurz gefasst war es für unsere Vorfahren überlebenswichtig, dem Negativen – so wie eventuellen Gefahren – mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Positiven, und diese Voreingenommenheit haben wir geerbt.
 

Es ist ziemlich klar, wie das deine Stimmung betrüben kann, nicht wahr? Wenn es in deinem Leben zehn schöne Dinge gibt, aber deine genetische Programmierung dich dazu zwingt, lediglich das einzige Problem zu sehen, beeinträchtigt das sicher dein Glücksgefühl.
 

#2: Gewohnheit

Nummer zwei ist subtiler. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber wir verfallen regelmäßig in die Stimmung, die uns zur Gewohnheit geworden ist.

Ich sage oft, dass unglücklich sein genauso eine Gewohnheit ist wir unverschämt glücklich sein. Wenn du dich mal umsiehst, fallen dir eine Menge Leute auf, die einfach so dahinleben, ohne je eines der beiden Extreme zu erleben. Wir sind von “so la la”-Leuten umgeben – oft auch in der Familie und natürlich in der äußeren Welt – also ist es das, was wir von Kindheit an so lernen.

#3: Oberlimit

Gay Hendricks schreibt vom “Oberlimit” an Glücksgefühl, das wir uns unbewusst zugestehen. Anscheinend empfinden wir das gewohnheitsmäßige (siehe den ersten Punkt) Niveau von sich-gerade-mal-okay-fühlen als Sicherheit. Es ist vertraut und daher angenehm.

Dieses innere Thermostat hält uns davon ab, uns für längere Zeit sehr glücklich – oder auch sehr unglücklich – zu fühlen. Laut Hendricks sind wir zwar überlücklich, wenn uns etwas Schönes widerfährt, aber nach einer Weile macht sich das Unbehagen bemerkbar, das daher kommt, dass wir uns über unserem “Oberlimit” befinden. Dann ziehen wir unbewusst eine Situation oder ein Problem an, die uns wieder auf das Niveau herunterziehen, das wir als “normal” empfinden.

Akutes und gewohnheitsmäßiges Glücksgefühl

Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich sage nicht, dass wir ständig überglücklich sein sollten. Ich habe auch schon öfter darüber gesprochen, dass das kontraproduktiv und schädlich wäre.

Phasen zu durchlaufen, in denen wir glücklicher oder unglücklicher als normal sind, ist völlig normal. Wenn du trauerst oder gerade deinen Job verloren hast, dich scheiden lässt oder mit einem Unglücksfall kämpfst, ist es normal und sogar gut für dich, die dazugehörigen Gefühle im vollen Umfang zu erleben.

Ähnliches gilt, wenn du gerade frisch verliebt bist oder deinen Traumjob gefunden hast. Dann wirst du wahrscheinlich eine Zeitlang überglücklich sein. Keiner dieser Extremzustände ist besser oder schlechter als der andere. Was beide gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie an bestimmte Situationen gebunden und daher zeitlich begrenzt sind.

Worum es mir in diesem Artikel geht, ist die Art, wie wir uns außerhalb von solchen Ausnahmesituationen fühlen. Wenn das Leben einfach so vor sich hin läuft, haben wir immer noch viele Gründe, glücklich zu sein, empfinden aber nicht unbedingt das entsprechende Glücksniveau.
 

Wie du glücklicher unverschämt glücklich wirst

Wenn du dir das Obige ansiehst, fällt dir vielleicht auf, dass viele der Dinge, die uns das “so la la”-Gefühl geben, ganz natürlich sind: Gewohnheiten, evolutionäre Bürden, die Dinge, die wir von Kindheit an lernen. Inzwischen sollte es ziemlich offensichtlich sein, dass mit dir alles in Ordnung ist, auch wenn du nicht ständig glücklich bist.

Die wichtige Erkenntnis dabei ist, dass du das Thermostat hochdrehen, den Oberlimit erhöhen und neue, glücklich machende Gewohnheiten entwickeln kannst. Natürlich geht das nicht über Nacht; es erfordert einen langfristigen Ansatz und viele kleine Schritte. Hier sind ein paar Beispiele, mit denen du anfangen kannst.
 

1. Der Glanz des Neuen

Wenn man Leute nach der glücklichsten Zeit ihres Lebens befragt, dann erzählen viele von besonderen Ereignissen wie ihrer Hochzeit, einer Weltreise oder dem ersten Kind. Anscheinend blühen Menschen auf, wenn etwas Außergewöhnliches, Neues geschieht. Sorge also dafür, dass du regelmäßig etwas Neues anfängst! Probiere ein neues Hobby aus. Lerne neue Menschen kennen. Lerne eine neue Fertigkeit. Das hält dich frisch, bewahrt deine geistige Flexibilität und macht dich ganz einfach unverschämt glücklich.

2. Leidenschaften

Tu das, was dir Freude bereitet. Einer der Gründe, warum ich meine Arbeit auf Leidenschaften ausrichte, ist die Tatsache, dass sie der Schlüssel zum Glück im Alltag sind. Wenn du etwas tust, das dich in den “Flow” bringt, worüber du die Zeit vergisst, dann ist es fast so, als ob du verliebt wärst: Du schwebst auf Wolke Sieben und dein Glücksgefühl ist astronomisch hoch.
 

3. Hilf anderen

Wenige Aktivitäten sind erfüllender wie unseren Mitmenschen zu helfen. Wir sind schließlich soziale Wesen! Arbeite ehrenamtlich für einen guten Zweck. Dabei musst du dich nicht auf Menschen beschränken: Mit Tieren zu arbeiten ist ebenfalls enorm glücksspendend. Wenn es dir an Zeit oder Gelegenheiten fehlt, unterstütze einen guten Zweck online oder durch Spenden. Ich helfe oft dabei, Kredite für weibliche Unternehmer in Entwicklungsländern durch Kiva zu finanzieren. Es bereitet mir so viel Freude, hinterher ihre Erfolgsgeschichten zu lesen.
 

4. Verwöhne deine Sinne

Verwöhne bewusst deine fünf Sinne. Hör deine Lieblingsmusik. Deokoriere eine Ecke in deinem Haus in all deinen Lieblingsfarben. Trag Kleidung aus Naturfasern und genieße das Gefühl der Texturen auf deiner Haut. Sprüh dein Lieblingsparfum in die Luft oder hol dir Blumen ins Haus, deren Duft du liebst. Iss und schmecke bewusst deine Lieblingsspeisen. Es gibt nicht viel, was zu mehr Glückshormonen führt.

Such dir eine oder mehrere der genannten Techniken aus und wende sie regelmäßig an. Wichtig dabei ist, dass du dir regelmäßig Erinnerungen im Kalender oder auf dem Smartphone setzt, damit sie zur Gewohnheit werden. Allmählich wirst du den Unterschied spüren – bis zu dem Punkt, an dem du schließlich eine ganze Menge Zeit damit verbringst, einfach unverschämt glücklich zu sein.