Die Verbindung zwischen Burnout und Leidenschaften

Thumbnail Burnout und Leidenschaften

Wenn du mir schon eine Weile folgst, wird dir aufgefallen sein, dass ich früher ständig über das Priorisieren von Leidenschaften gesprochen habe. In letzter Zeit betone ich Burnoutprävention und -heilung. Warum habe ich meinen Fokus geändert?

Die kurze Antwort lautet: Ich habe ihn gar nicht geändert. Ich mache immer noch genau die gleiche Arbeit wie zuvor, genau das gleiche Programm. Mir ist einfach nur aufgefallen, dass all meine Klienten, so verschieden sie auch sind, bestimmte Dinge gemeinsam hatten.

Sie kämpften alle damit, gesunde Grenzen zu setzen (was sich in manchen Fällen in übermäßiger Härte niederschlägt, in anderen darin, dass man alles mit sich machen lässt) und wurden im Job unterschätzt und/oder unterbezahlt. Oft fiel es ihnen schwer, Nein zu sagen, und sie hatten die Nase voll davon, sich ständig beide Beine auszureißen und trotzdem übersehen zu werden.

Mit anderen Worten: Sie kämpften mit genau den Dingen, die Burnout verursachen. Tatäschlich waren einige bereits ziemlich “ausgebrannt” oder erholten sich von einem früheren Burnout. Der Rest steuerte darauf zu und wollte noch rechtzeitig die Notbremse ziehen.

Viele Experten konzentrieren sich darauf, Widerstandskraft aufzubauen, wenn sie über Burnout sprechen. Ich dagegen betone die weniger offensichtliche Verbindung mit Leidenschaften. Diese Verbindung zu erkennen ist notwendig, wenn man sich nicht nur erholen, sondern auch sein Leben sozusagen Burnout-sicher machen will.

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Wie unterscheidet sich eine Leidenschaft von einem Hobby oder Interesse?

Bevor ich weitergehe, kläre ich einige Begriffe, die ich häufig benutze. Um die Frage im Titel zu beantworten: Es gibt nicht wirklich einen Unterschied. Okay, ich habe auch schon mal gesagt, dass eine Leidenschaft etwas ist, das wirklich “dein Feuer entfacht” - aber ganz ehrlich, das tun auch manche Hobbys.

Die Sache ist, dass diese Begriffe halt keine eingetragenen Warenzeichen sind. Der Grund, warum ich und manche andere oft den Begriff “Leidenschaften” bevorzugen, ist die Tatsache, dass wir Hobbys oft ein wenig belächeln. “Da hat er ein nettes Hobby,” sagen wir herablassend. Es ist ein Zeichen unserer Zeit: Wir legen nicht viel Wert auf etwas, das uns einfach Freude macht, anstatt Geld oder praktischen Nutzen zu erbringen. Ich habe schon oft erwähnt, wie schädlich diese Gehirnwäsche der Gesellschaft für unsere Glücksfähigkeit ist.

In Wirklichkeit macht es überhaupt keinen Unterschied, ob du nun Leidenschaft, Hobby oder Interessensgebiet sagst. Wenn es dich fasziniert, dir Freude macht, deine Seele erleuchtet, ist es wert, priorisiert zu werden. Um der oben genannten Tendenz gegenzusteuern, nur das wertzuschätzen, was Geld einbringt, sage ich oft, dass eine Leidenschaft etwas ist, das

  • entweder gar kein Geld einbringt (weil du das nicht willst oder nicht gut genug darin bist oder aus irgendeinem anderen Grund),

  • oder wenn du doch Geld damit verdienst, wäre sie für dich auch dann eine Priorität, wenn sie dir keinen Cent einbringen würde.

Warum du womöglich Burnout hast

Ich habe schon öfters erwähnt, dass du nahe am Burnout sein könntest, auch wenn du nicht an dem Punkt bist, wo er dich tatsächlich krank macht oder du arbeitsunfähig wirst. Burnout hat verschiedene Stufen.

Sehen wir uns die Symptome an (sie müssen nicht alle heißen, dass du Burnout hast, aber es wäre möglich). Du könntest auf dem Weg zum Burnout sein, wenn du:

  • ständig müde bist,

  • keine Lust hast, viel zu unternehmen außerhalb der Arbeit,

  • Schlafprobleme hast,

  • keine Lust hast, Freunde zu treffen oder viel zu kommunizieren,

  • gedankenlos übermäßig Fernsehen/Netflix/Soziale Medien konsumierst,

  • aufbrausender oder ungeduldiger bist als sonst,

  • oft das Gefühl hast, dass deinem Leben die Richtung fehlt,

  • dich fragst, wozu das alles eigentlich gut sein soll,

  • über ein ruhiges Leben fantasierst, wo dich niemand stört.

Ich halte Burnout für die kleine Schwester der Depression. Wie Depressionen lässt auch Burnout dein Leben sozusagen schrumpfen, so dass du dich nur auf ganz wenige Teile davon konzentrierst - oftmals nicht die angenehmen. Nur ist Burnout nicht ganz so schwerwiegend und einschränkend.

Wenn ich mit meinen KlientInnen daran arbeite, sowohl Zeit als auch “Kopf” für mehr von dem zu schaffen, was sie lieben, tauchen bestimmte Elemente ziemlich regelmäßig auf. Darunter ist, dass alle finden, dass sie nicht überbelastet sind, dabei sind sie das ohne Ausnahme alle.

Ich zitiere oft das Buch Burnout von Emily und Amelia Nagoski, worin steht, dass wir 42 % unserer Zeit mit Ausruhen verbringen sollten. Das ist keine Empfehlung, sondern eine Notwendigkeit. Sich nicht daran zu halten, hat ernsthafte langfristige Folgen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden (und die Lebenserwartung).

Rat mal, worin diese Folgen bestehen? Richtig: Burnout!

Die Verbindung zwischen Burnout und Leidenschaften

Ich habe schon öfter über unseren Hang gesprochen, “harte Arbeit” zu idealisieren, der von einem ererbten Trauma aus der Industriellen Revolution kommt. In unserer Zeit spitzt sich das alles zu, weil wir nicht mehr in einer Klassengesellschaft leben. Das ist natürlich toll, bedeutet aber auch, dass wir ganz selbstverständlich annehmen, wir müssten Vollzeit arbeiten, den gesamten Haushalt schmeißen, uns um uns selbst und die Familie kümmern sowie gesund bleiben und Sport treiben und uns gesund ernähren und Freundschaften pflegen und …

Alles gleichzeitig.

Das gilt als normal, und darum müssen meine KlientInnen oft neu lernen, wie sie in sich selbst hineinhorchen und ihre eigenen Bedürfnisse voranstellen können, bevor sie sehen, wie ausgebrannt sie eigentlich bereits sind. Und dann gehen wir zum Heilmittel über: Leidenschaften. Natürlich können Leidenschaften alleine keinen Burnout heilen, aber in Verbindung mit anderen Schritten, die ich weiter unten beschreibe, sind sie das beste Gegengift.

Warum Leidenschaften? Wenn du etwas nur um der Freude willen tust (und nicht, weil es “gut für dich” ist oder Geld einbringt), befindest du dich in einer mentalen Haltung, die im krassen Gegensatz zu der engen, geschrumpften, freudlosen Umgebung steht, in der Burnout gedeiht.

So geht’s

Du braucht Zeit und Durchhaltevermögen, und es ist praktisch unmöglich, das ohne Unterstützung zu schaffen. Ich habe es jahrelang versucht und versagt. Im Grunde musst du dein Leben radikal vereinfachen - alles rauskicken, was nicht absolut essenziell ist. Das könnte auch Sachen beinhalten, die dir Spaß machen, wie Clubs oder Sportarten. Du wirst auch Dinge outsourcen. Du musst dich auf ganz wenige Prioritäten konzentrieren, und das läuft allem zuwider, was man uns beigebracht hat.

Nach der Vereinfachung mach dich auf viel Ausruhen gefasst. Und dann ruhst du noch mehr aus. Gewöhne dir an, langfristig regelmäßig viel zu ruhen. Außerdem solltest du Self-Care zur Gewohnheit machen. Und dann auf einmal hast du in deiner Freizeit außerhalb von Ausruhen und Self-Care Lust, das zu tun, was du liebst. Du brauchst keine Motivation und wirst nicht mehr “faul” sein. Du hast einfach Lust darauf.

Das ist der Grund, warum ich mich nicht auf Widerstandskraft gegen Burnout konzentriere. Das ist zwar auch Teil meines Programms, aber nicht der Fokus, denn ich will nicht erreichen, dass du etwas weitermachst, was gegen die menschliche Natur geht und deiner Freude abträglich ist.

Stattdessen wirst du lernen, Gleichgewicht zu schaffen und erhalten. Du wirst den nötigen Teil deines Lebens in der Geisteshaltung von Arbeit und Aufgaben verbringen, mit den Dingen, die erledigt werden müssen. Der Rest ist der Haltung gewidmet, die Freude und Leidenschaften fördert. Dort findest du auch deine Bestimmung, auf die du dann die übrigen Lebensbereiche ausrichten kannst.

Es ist eine faszinierende Reise. Wenn du Burnout verhindern und langfristiges Glück schaffen möchtest, ist dies der schnellste und verlässlichste Weg.

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