Unerwartete Folgen eines langsamen Lebens

Thumbnail Folgen eines langsamen Lebens

Die sozialen Medien zeigen oft idealisierte Bilder eines einfachen Lebens: Ein Häuschen im Wald, eine Frau sitzt am Fenster und trinkt Tee oder liest unter einem Baum im Gras. Goldene Abendstimmung, Regen am Nachmittag. Du weißt schon, was ich meine.

Ich muss zugeben… Nachdem ich jetzt ebenfalls ein “einfaches Leben” führe, treffen diese Klischees teilweise zu. Mein Leben sieht oft genau so aus! Aber natürlich steckt da noch mehr dahinter.

In ein Häuschen auf dem Land zu ziehen ist auch nicht der einzige Weg zu einem einfachen Leben. Das geht auch, wenn du Vollzeit arbeitest. Dafür musst du allerdings tiefsitzende Vorstellungen über dich und das Leben loslassen und dich auf einige unerwartete Folgen einstellen.

Die Mühe ist definitiv den Lohn wert. Anstatt verzichten zu müssen, wirst du merken, dass dein Leben mit Intensität bereichert wird, einem Schatz an Erlebnissen, die du vielleicht vergessen hattest oder noch nie kanntest.

Ich möchte dir davon erzählen, wie auch du dein Leben entschleunigen kannst, und von den manchmal überraschenden Folgen, die du dabei erleben wirst.

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Entschleunigen heißt intensivieren

Obwohl viele nostalgisch seufzen, wenn sie Fotos wie das folgende sehen, kündigen eher wenige ihren Job, um in ein Häuschen auf dem Land zu ziehen. Das musst du auch gar nicht, um die Vorteile eines langsamen Lebens zu erleben.

Ein weiterer Irrtum ist die Annahme, dass man etwas verpasst, wenn man entschleunigt. Das ständige Bedürfnis nach Ablenkung - jede Nachricht mitbekommen, jeden Trend, ob in der Mode, auf Netflix oder sogar bei den Leidenschaften - führt dazu, dass wir viel zu oft Ja sagen und uns mit Trivialem befassen (wie etwa sozialen Medien oder Fernsehen).

Und wenn das alles wegfällt? Würdest du es nicht vermissen?

Anfangs sicher. Aber bald wird dir klar, dass du nicht wirklich “auf dem Laufenden” warst oder alles mitbekommen hast. Es war einfach nur ein ständiger Schwall von oberflächlichen Ablenkungen, die darauf ausgerichtet sind, Kopf und Emotionen zu beschäftigen, damit du nicht merkst, was du tatsächlich verpasst:

Intensität. Freude. Staunen. Deinen Körper spüren und dich in ihm 100% zu Hause fühlen. Tiefe, liebevolle Beziehungen (damit meine ich alle menschlichen Beziehungen inklusive Familie und Freunde, nicht nur Romantik). Stundenlange Seligkeit mit deinen Leidenschaften.

Hast du das Zeug dazu?

Entschleunigen erfordert zuallererst Willenskraft. Es erfordert außerdem eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Meinung anderer, und damit meine ich nicht nur Klatschtanten, die du sowieso nicht magst. Ich spreche von der Art Ablehnung, die wehtut, weil sie von Freunden und unseren Liebsten kommt.

Was dazugehört, ist Nein sagen. Oft. Du gehst dann eben nicht mit in die viel zu laute Bar, die du verabscheust. Du sagst Nein zu Angeboten wie einem tollen Workshop oder einem anstrengenden neuen Job oder einem Wochenendkurs. Vielleicht sagst du sogar Nein zu einem Einkaufsbummel oder einem Film-Marathon oder einer Facebook-Challenge - oder sogar zu einem Newletter wie meinem! Das ist okay.

Nichts davon ist an sich schlecht für dich. He, mein Newsletter ist klasse! Entschleunigen heißt aber, viel weniger zu tun. Anfangs fühlt es sich komisch an. Die meisten versagen zumindest in den ersten sechs Monaten. Weißt du noch, wie du in Physik gelernt hast, dass die Natur kein Vakuum erträgt? Genau so ist es hier: Du schaffst Raum, und sofort kommt etwas Neues, das ihn wieder ausfüllt.

Es ist schwierig und erfordert ständige Aufmerksamkeit in den ersten Wochen und Monaten. Mit der Zeit wird es einfacher, während sich deine Gewohnheiten ändern. Dann erlebst du Seelenfrieden und die Intensivierung von Liebe, Freude, tiefen Beziehungen und einem aufregenden Leben. Anstatt oberflächlicher Ablenkung bist du tief in jedem Erlebnis verwurzelt und lernst und wächst täglich.

Dann hast du’s geschafft, richtig?
Ja, aber… dann wird es auch erst richtig merkwürdig.

Gartentisch mit Tischdecke, einer Orange und einer Vase mit orangefarbenen und weißen Frühlingsblumen.

Mögliche “Nebenwirkungen”

Wenn du dich ans Entschleunigen gewöhnst und weniger tun zu deiner Lebensweise machst, macht dein gesamtes Wesen einen Stoßseufzer. Bei mir war es so, dass ich mehrmals täglich buchstäblich tief durchseufzte. Es war so ein gutes Gefühl!

Tatsächlich hat sich dieses intensive Wohlbefinden, mein viel reicheres Leben seitdem nicht verändert. Es ist immer noch so, als ob jemand die Farbeinstellungen der ganzen Welt hochgedreht hätte. Jedes Erlebnis ist gesteigert und ich gehe mit meiner Zeit viel aufmerksamer um. Ich entscheide bewusst, wie ich sie verbringe.

Gleichzeitig ist mir aufgefallen, das sich mich unwiderruflich verändert habe. Ich bin zwar immer noch belastbar, aber ich schaffe einfach nicht mehr so viel wie früher. Ich erinnere mich, wie ich im Fitnesscenter war, dann bei der Arbeit, und später Hausarbeit erledigt und Freunde getroffen habe - alles am gleichen Tag. Mir ist das heute ein Rätsel.

Unerwartete Folgen

Bin ich heutzutage weniger kompetent? Nein, ich bin genauso fähig wie vorher. Eventuell bin ich sogar besser, weil ich jeder Aufgabe mehr Energie und Aufmerksamkeit widme. Aber dieses moderne Multitasking geht gar nicht mehr. Ich wundere mich, wie viel meine FreundInnen machen (und denken, sie hätten es leicht). Ich glaube aber, an meinem Weg ist was dran.

Wenn ich heute in die Stadt fahre, eine Freundin im Café treffe und auf dem Rückweg einkaufen gehe; wenn ich abends weggehe oder den Morgen mit Gartenarbeit verbringe - dann kann ich danach nicht mehr gleich weitermachen. Mein Körper verlangt eine Pause. KlientInnen von mir berichten Ähnliches, wenn sie den Weg eines einfachen Lebens beginnen.

Wir sind nicht darauf ausgelegt, ständig zu rotieren. Was ich erlebe, ist die Rückkehr zu einem Leben, das menschengerecht ist. Und es tut mir so gut! Natürlich kann nicht jede/r so leben wie ich. Du musst deinen individuellen Weg finden, zu entschleunigen und das zu tun, was Marie Forleo “simplify to amplify” nennt (Vereinfachen, um zu Verstärken). Wie oben erwähnt, ist das auch mit Vollzeitjob möglich.

Du merkst, dass du es gefunden hast, wenn dein ganzes Wesen seufzt: “Aaaaaaaahhhhh….”.

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Morgens früher aufstehen, um alles zu erledigen (bitte nicht!)?

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Routine ist langweilig? Dann machst du was falsch